Friedrich Rudolph Ludwig von Canitz

geboren am 27.11.1654 in Berlin, Deutschland

gestorben am 11.8.1699 in Berlin, Deutschland

Friedrich Rudolph Ludwig von Canitz

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Friedrich Rudolph Ludwig Reichsfreiherr von Canitz (* 27. November 1654 in Berlin; 11. August 1699 in Blumberg bei Berlin) war ein Diplomat und Dichter.

Seine Eltern waren der bereits kurz nach der Eheschließung (1653) und noch vor der Geburt seines Sohnes verstorbene brandenburgische Kammerjunker und Hof- und Kammergerichtsrat Ludwig von Kanitz (Canitz) (1626-1654)[1], preußischer Landrat und Hauptmann zu Balga, jüngerer Bruder des Elias von Kanitz, und die Margarethe Katharina von Burgsdorff (1637-1691), Tochter des kurbrandenburgischen Oberkämmerers Konrad von Burgsdorff (1595-1652) und der Anna Elisabeth von Loeben (1604-1684), Erbin der väterlichen Güter Blumberg, Dahlwitz, Eiche und Hellersdorf, die von ihr unmittelbar auf ihren Enkel Canitz weitervererbt wurden.

Leben

Canitz, aus dem preußischen Zweig des Adelsgeschlechts derer von Kanitz, studierte ab 1671 in Leiden und Leipzig Rechtswissenschaft. Im Rahmen einer standesüblichen Grand Tour unternahm er in den Jahren 1675 bis 1677 ausgedehnte Reisen nach Italien, Frankreich, England und Holland. Dabei konnte er seine Sprach- und Literaturkenntnisse bereichern und zugleich, was ihn besonders interessierte, bedeutende Persönlichkeiten kennenlernen. So traf er in Rom den zu seiner Zeit hochgeachteten Gelehrten Athanasius Kircher, in Florenz den Großherzog Cosimo III. de Medici und in Padua Charles Patin, der ihn mit weiteren dort lebenden Gelehrten zusammenbrachte.[2]

Canitz soll sich früh durch gefällige Umgangsformen, eine große Sicherheit im Auftreten und ein ungewöhnliches Vermittlungsgeschick ausgezeichnet haben.[3] Fontane beschreibt ihn als eine "liebenswürdige, fein und innerlich angelegte Natur".[4]

Sein kurzes Leben war indessen von persönlichen Tragödien überschattet. Canitz wuchs vaterlos und seiner zweifach wiederverheirateten Mutter entfremdet unter der Obhut seiner Großmutter Burgsdorff auf. Ein einschneidendes Ereignis war der Tod seiner ersten Frau im Jahr 1695, nachdem bereits fünf seiner sechs Kinder aus dieser Ehe im frühen Kindesalter verstorben waren. Auch der ihm verbliebene einzige Sohn, der bereits im Knabenalter verstarb, sollte ihn nur um wenige Wochen überleben.

Canitz wurde 1677 Kammerjunker Kurfürst Friedrich Wilhelms von Brandenburg (der Große Kurfürst) und 1680 Legationsrat. 1683 wurde er Amtshauptmann von Zossen und Trebbin, später der Ämter Mühlenhof und Mühlenbeck. Als Amtshauptmann des Mühlenhofes erhielt Canitz vom Kurfürst 1683 den Auftrag, eine umfassende Erneuerung des Berliner Mühlendamms einschließlich der aufstehenden Gebäude zu leiten.

Kurfürst Friedrich III. ernannte ihn 1697 zum Geheimen Staatsrat und dann zum Wirklichen Geheimen Rat. 1698 wurde er von Kaiser Leopold I. in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Er war im diplomatischen Dienst Brandenburgs tätig, vertrat seinen Landesherrn auf zahlreichen diplomatischen Missionen, wurde mehrfach an den Wiener Hof entsandt, wo er zeitweise auch als brandenburgischer Gesandter tätig war, und nahm 1699 als bevollmächtigter Minister an den in Den Haag eröffneten Verhandlungen über die spanische Erbfolge teil. Dort erkrankte er jedoch und trat von seinem Posten zurück.

Er verstarb noch im gleichen Jahr in Blumberg und wurde neben seiner ersten Frau im Erbbegräbnis der Familie von Roebel, zu der über die Familie seiner Mutter eine verwandtschaftliche Beziehung bestand, in der Marienkirche zu Berlin beigesetzt. Eine Woche nach der Beisetzung hielt der mit Canitz befreundete Philipp Jacob Spener in der benachbarten Nikolaikirche auf diesen eine später als Druck veröffentlichte Gedächtnispredigt.[5]

Sein dichterisches Oeuvre ist der Übergangszeit zwischen Barock und Aufklärung zuzuordnen und wird in Bezug auf diese in der deutschen Literaturwissenschaft als stilbildend angesehen. Von ihm sind Gedichte wie auch vom französischen Klassizismus (Nicolas Boileau) geprägte Satiren überliefert, die erst posthum in einer Auswahl publiziert wurden, da Canitz diese nicht für die breitere Öffentlichkeit bestimmt hatte.

Selbst vor dem wegen seiner Gallomanie in allen literarischen Hervorbringungen berüchtigten Preußenkönig Friedrich dem Großen fand das in deutscher Sprache verfasste dichterische Werk des Freiherrn von Canitz Gnade, wenn er über diesen schreibt: "c'est le Pope de l'Allemagne, le poëte le plus élégant, le plus correct et le moins diffus qui ait fait des vers en notre langue (er ist Deutschlands Pope, der eleganteste, korrekteste und am wenigsten diffuse Versdichter unserer Sprache)".[6] Goethe nannte Canitz an erster Stelle unter den erwähnenswerten poetischen Werken in der Bibliothek seines Vaters und zählte ihn zu den Autoren, die ihm "Ehrfurcht vor der Poesie" eingeprägt hätten.[7]

Berühmt ist sein Trauergedicht nach dem Tod seiner Gattin Doris. Für sein Gedicht Die Zufriedenheit im niedrigen Stande liegt eine Liedkomposition aus dem Jahre 1772 vor, die zwar im Werkverzeichnis von Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt ist (KV 151 bzw. 125 f.), möglicherweise aber aus der Feder von dessen Vater Leopold stammt.

Er wurde zum Namenspatron der Friedrich von Canitz Grundschule und des 1999 gegründeten Kulturverein von Canitz e. V. in Blumberg erkoren.

Familie

Seine erste Frau wurde im Februar 1681 Dorothea Emerentia von Arnim (1656-1695), Doris, sie war die Tochter des Berenth Friedrich von Arnim und der Hedwig Sophia von Kracht (letztere heiratete in zweiter Ehe den Hofkammerpräsidenten Raban von Canstein, an dessen Sohn Philipp Ludwig Freiherr von Canstein Blumberg nach dem Ableben von Canitz fiel.). Seine zweite Frau wurde am 29. Dezember 1696 Freiin Dorothea Maria von Schwerin (* 1670; 24. Juni 1729), Tochter des Otto von Schwerin. Nach dessen Tod heiratete die Witwe am 9. November 1708 Freiherr Karl Albrecht von Schönaich (* 20. Mai 1671; 20. Mai 1738).

Werke (Auswahl)

  • Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte, Berlin 1700 (anonymer Erstdruck, hrsg. v. Joachim Lange) u. ö. (erst ab 1719 mit Namensnennung) ()
  • Des Freyherrn von Caniz Gedichte verbessert und vermehret von Johann Ulrich König, Leipzig und Berlin 1727 (Ndr. hrsg. Jürgen Stenzel, Tübingen 1982)
  • Kurze Beschreibung der Römischen Kayser, Nürnberg 1744 (Neufassung Rostock 1760; Digitalisat)

Literatur

  • Gerhard Dünnhaupt: Friedrich Rudolph Ludwig Freiherr von Canitz (1654-1699). In: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Band 2. Hiersemann, Stuttgart 1990, ISBN 3-7772-9027-0, S. 969976 (Werk- und Literaturverzeichnis)
  • Valentin Lutz: Friedrich Rudolph Ludwig von Canitz: Sein Verhältnis zu dem französischen Klassizismus und zu den lateinischen Satirikern. Diss. Heidelberg 1887
  • Steven D. Martinson: German Poetry in Transition: Canitz, Besser and the Early Aufklärer, in: Michigan Germanic Studies, 6 (1980), 40-57
  • Hermann Palm: Canitz, Friedrich Freiherr von in der Allgemeinen Deutschen Biographie (ADB), Bd. 3, S. 756
  • 3: 123. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Bd. 124, S. Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von

Quellen

  1. Der preußische Dichter Simon Dach hat Ludwig von Kanitz in dessen Todesjahr ein 28-strophiges "Letztes und wolverdientes Ehren-Gedächtnis" gewidmet, Berlin 1654
  2. Eine detaillierte Schilderung vom Ablauf der Reise enthält die "Lebens-Beschreibung" in der Werkausgabe seiner Gedichte von Johann Ulrich König, 3. Aufl., Leipzig und Berlin 1750, auf S. 19 ff.
  3. http://www.zeno.org/Literatur/M/Canitz,+Friedrich+Rudolph+Ludwig+von/Biographie
  4. Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Vierter Band, Spreeland, München 1971/1977, S. 181 ff
  5. Philipp Jakob Spener, Frey-Herrliches Canitzisches Letztes Ehren-Gedächtnis/ in zwoen Leich-Predigten aufgerichtet, Berlin, Schlechtiger, 1700
  6. Oeuvres de Frédéric le Grand, Werke Friedrichs des Großen, Band 1, S. 264, Digitale Ausgabe der Universitätsbibliothek Trier,http://friedrich.uni-trier.de/de/oeuvres/1/264/text/?h=Canitz
  7. Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit, Erster Band, Zweites Buch, Jubiläumsausgabe, Band 22, S. 91 und Band 38, S. 98

Weblinks

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