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Musiker

Bert Kaempfert

Bert Kaempfert

geboren am 16.10.1924 in Hamburg, Hamburg, Deutschland

gestorben am 21.6.1980 in Llucmajor, Mallorca, Spanien

Bert Kaempfert

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bert Kaempfert (* 16. Oktober 1923 in Hamburg, eigentlich Berthold Heinrich Kämpfert; † 21. Juni 1980 in Llucmajor, Mallorca) war ein deutscher Orchesterleiter, Musikproduzent, Arrangeur und Komponist. Kurzfristig trat er auch unter den Pseudonymen Raimondo[1], Bob Parker und Marc Bones in Erscheinung. Er ist neben James Last der erfolgreichste deutsche Orchesterchef nach dem Zweiten Weltkrieg. Als ein Pionier des Easy Listening, einer „Musik, die nicht stört“, wie er es selbst formulierte[2], gilt er heute zudem als einer der Urväter und als Legende der Lounge-Musik.

In Deutschland hatte er in den 1950er Jahren mit seinen Arrangements der Freddy-Quinn- und Ivo-Robić-Hits Die Gitarre und das Meer respektive Morgen erste große Erfolge. Mit Wonderland by Night wurde er 1961 der erste Deutsche, der in den USA zur Nummer eins in der Hitparade aufstieg. Seine Kompositionen Strangers in the Night, gesungen von Frank Sinatra, und Spanish Eyes, interpretiert von Al Martino und Elvis Presley, wurden zu Welterfolgen und Evergreens.

Leben

Bert Kaempfert wurde im damaligen Hamburger Stadtteil Barmbek (heute Barmbek-Nord) geboren und begann im Alter von sechs Jahren mit dem Klavierspiel.[3] Er studierte auf der Musikschule in Hamburg Klavier, Klarinette, Saxophon und Akkordeon und begann seine Laufbahn als Saxophonist im Orchester beim Danziger Radio-Orchester Hans Busch, wo er laut eigenem Bekunden in einer regelrechten Ausbildung sein Handwerk von Grund auf lernte. Dort bekam er auch seinen Spitznamen „Fips“, den er zeitlebens behielt. Während des Zweiten Weltkrieges in Dänemark bei einem Musikzug stationiert, verliebte er sich dort in eine junge Dänin. Aus dieser Verbindung stammt seine älteste Tochter Renate. Seine erste Big Band Pik Ass gründete er in der Gefangenschaft in Dänemark. Nach seiner Entlassung tingelte er mit dieser Band durch britische Offiziersclubs in Norddeutschland. 1945 lernte er die Zahnarzttochter Hannelore Winkler kennen. Sie sprach ein hervorragendes Schul-Englisch und konnte somit die Conférence übernehmen. Am 14. August 1946 heirateten die beiden und zogen nach Bremerhaven. Nach der Geburt ihrer Tochter Marion zogen sie zurück nach Hamburg; 1951 kam Tochter Doris zur Welt.

Ende der 1940er Jahre begann Kaempfert in erster Linie für den NWDR und die Polydor zu komponieren und zu arrangieren. 1959 arrangierte er für Freddy Quinn dessen großen Hit Die Gitarre und das Meer und für Ivo Robić dessen Hit Morgen; beide Stücke waren in englischsprachigen Cover-Versionen auch international erfolgreich. Morgen erreichte zum Beispiel eine Platzierung in den amerikanischen Top-20. Das Lied Muss i denn zum Städtele hinaus bearbeitete Kaempfert für Elvis Presley, der damit unter dem Titel Wooden Heart 1961 einen großen Charterfolg verbuchte. Kaempfert zeigte bereits in dieser Zeit Symptome einer beginnenden Alkoholsucht. Um sein Arbeitspensum von 16 Stunden pro Tag zu bewältigen, konsumierte er das Aufputschmittel Preludin.[4]

1959 produzierte Kaempfert den instrumentalen Titel Wunderland bei Nacht, den jedoch keine Plattenfirma, auch nicht Polydor, für die er zuvor Stücke arrangiert hatte, herausbringen wollte. Er bot ihn dem New Yorker Produzenten Milt Gabler an, und als Wonderland by Night brachte er Kaempfert nach Veröffentlichung am 22. August 1960 den internationalen Durchbruch. Fünf Wochen war dieser Hit die Nummer eins in den USA,[5] der erste Nummer-eins-Hit eines Deutschen in den USA. Die Hommage auf Manhattan entwickelte sich mit über zwei Millionen verkaufter Exemplare (davon eine Million in den USA) zum Millionenseller.[6] Auch das gleichnamige Album Wonderland by Night erreichte Platz eins der US-Charts - hier war Kaempfert nach Crazy Otto alias Fritz Schulz-Reichel im Jahre 1955 erst der zweite Deutsche dem dies gelang.

Weitere Titel, wie Afrikaan Beat, A Swingin' Safari und Red Roses for a Blue Lady waren danach sehr erfolgreich und sind bis heute vom Hören den meisten bekannt, da sie nach wie vor oft gespielt und häufig als Hintergrundmusik verwendet werden.

Im Juni 1961 produzierte Kaempfert in Hamburg-Harburg für Polydor eine Reihe von Aufnahmen mit den von ihm im Top Ten Club entdeckten, englischen Sänger Tony Sheridan und der Begleitband The Beat Brothers, den späteren, aber damals noch unbekannten Beatles. Die erste gemeinsame Single My Bonnie (mit The Saints auf der Rückseite) erschien im Oktober 1961, im Januar 1962 folgte eine Polydor-LP gleichen Titels, später noch die Single Ain’t She Sweet. Aufgrund dieses Engagements darf Kaempfert als Entdecker und erster Produzent der Beatles gelten, noch bevor deren späterer Manager Brian Epstein und Produzent George Martin 1962 ins Spiel kamen.

Bert Kaempferts Instrumentalplatten kamen in Deutschland nicht an, in den USA verkauften seine 15 Big-Band-LPs rund 4 Millionen Exemplare; allein von seiner LP Blue Midnight (Dezember 1964; Rang 5 der US-LP-Hitparade) wurden in den USA 800.000 Stück umgesetzt, in Deutschland lediglich 8.000.[7] Dem Spiegel zufolge hatte Kaempfert in den USA 1965 rund 3,5 Millionen Mark verdient. Kaempfert besaß, nicht zuletzt wegen seiner Hitparadenerfolge, dort einen hohen Bekanntheitsgrad.

1966 hatte er weitere große Erfolge, als Al Martino mit Spanish Eyes und Frank Sinatra mit Strangers in the Night mit großem weltweiten Erfolg Kompositionen von ihm sangen. Letzterer Titel ist aus dem Soundtrack zum Film A Man Could Get Killed (deutscher Titel: Willkommen Mr. B. von 1966), wo er jedoch nur als instrumentale Hintergrundmusik eingesetzt wurde; den englischen Text steuerten 1966 Charles Singleton und Eddie Snyder bei. Mit The World We Knew (1967), My Way Of Life (1968) und You Turned My World Around (1974) nahm Sinatra, der Strangers In The Night bis zuletzt in seinen Konzertprogrammen behielt, später noch drei weitere Melodien von Kaempfert auf.

Nach dem Aufkommen der Disco-Musik in den 1970er Jahren ging das Interesse an solcher Art Orchestermusik zunächst zurück. Kaempfert gelang es dennoch erneut, mit Live- und Fernsehauftritten zusammen mit Freddy Quinn oder Sylvia Vrethammar für Begeisterung zu sorgen, wobei er geschickt die Show-Komponente des jungen Farbfernsehens für sich ausnutzte. 1979 erschien ein gemeinsam mit Hildegard Knef aufgenommenes Album.

Kaempfert schrieb an die 400 Kompositionen und 750 Orchesterarrangements; bis zu seinem Tod wurden weltweit 150 Millionen Platten mit seinen Melodien verkauft.[8] Er gilt als einer der Väter des Easy Listening und ist neben Silver Convention, Milli Vanilli und Felix Jaehn der einzige deutsche Musiker, dem eine Nummer Eins in den amerikanischen Charts gelang. Außerdem ist er der einzige Künstler, der sowohl für Frank Sinatra als auch für Elvis Presley und die Beatles arbeitete.

Am 16. Juni 1980 gab Kaempfert in der ausverkauften Londoner Royal Albert Hall sein letztes Konzert.[9] Fünf Tage später, am 21. Juni 1980, starb er in Cala Blava auf Mallorca an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine Asche wurde auf seinen Wunsch hin in den Everglades verstreut, wo er häufig Urlaub bei amerikanischen Freunden gemacht hatte und seinem größten Hobby, dem Angeln, nachgegangen war.

1993 wurden Bert Kaempfert und sein Co-Autor Herbert Rehbein, der mit ihm zusammen viele Hits komponiert hatte, postum in die Songwriters Hall of Fame aufgenommen. Aus Anlass seines 85. Geburtstages wurde im Oktober 2008 im Hamburger Stadtteil Barmbek-Nord, in dem Kaempfert zur Welt gekommen war und seine Kindheit verbracht hatte, der Platz vor dem Museum der Arbeit „Bert-Kaempfert-Platz“ benannt.[10]

„Ich möchte Musik machen, die nicht stört.[11]

Bert Kaempfert

Der Kaempfert-Sound

Viele Einspielungen von Kaempfert sind sofort an ihrem typischen Klangbild erkennbar. Maßgeblich dafür ist zuerst die Rhythmusgruppe aus Rolf Ahrens (Schlagzeug), Karl-Heinz „Kuddel“ Grewe (Kontrabass) und Ladislav „Ladi“ Geisler (Gitarre & Bass-Gitarre). Ahrens spielt fast ausschließlich mit Besen und setzt mit der Basstrommel kontrapunktische Akzente, Grewe spielt Walking Bass (ähnlich wie Leroy Vinnegar), Geisler erzeugt mit der Bass-Gitarre den berühmten „Knack-Bass-Effekt“ (besonders effektreich in dem Stück „The Bass Walks“). Bei den Melodieinstrumenten dominieren eindeutig Blechbläser, d. h. Posaunen (inkl. Bassposaunen) und Trompeten. In den Stücken „A Swingin' Safari“, „Zambesi“ und „That Happy Feeling“ kommen maßgeblich Tin Whistles oder Piccoloflöten zum Zuge. Streicher (Violinen und Celli) und gemischte Chöre tauchen oft in den Mittelteilen auf. Als Soloinstrumente werden vorwiegend Trompete (oder Flügelhorn) und Posaune eingesetzt. Zu den namhaften Musikern, die bei Kaempfert gespielt haben, gehören außer den bereits genannten Lucas Lindholm (Kontrabass), Manfred Moch, Charly Tabor, Tony Fisher und Ack van Rooyen (Trompete oder Flügelhorn), Herb Geller (Saxophone und Flöten), Waldemar Erbe, Jiggs Whigham und Peter Herbolzheimer (Posaune).[12] Auch der Toningenieur Peter Klemt hat durch Mikrofonierung und Abmischung einen maßgeblichen Anteil an der Kaempfert-spezifischen Klanggestaltung.

Chor

Bis auf wenige Ausnahmen (z. B. „Morgen“, „Wimoweh“)[13] singt der Chor keine Liedtexte, sondern ausgehaltene Vokale mit wenigen Konsonanten zur Strukturierung (Uamm...,Duuh..duaa..)[14]. Dadurch behalten auch die Stücke, die von anderen Interpreten in gesungener Form bekannt wurden, ihren Charakter als Instrumentalstück.

Typisch ist auch im Mittelteil eine Solopassage mit einer hohen Frauenstimme, die den Höhepunkt des Stücks darstellt.

Trivia

Neben der Tafel an der Esplanade am Bahnhof Dammtor (siehe Abb.) wurde Bert Kaempfert durch Benennung eines Platzes („Bert-Kaempfert-Platz“) am Barmbeker Bahnhof (Südseite) geehrt.

Ende 2015 wurde sein Hit aus 1962 "That Happy Feeling" vom Album "A Swingin Safari" als musikalische Untermalung zum neuen Coca-Cola-Werbespot verwendet.

Diskografie

Hauptartikel: Bert Kaempfert/Diskografie

Auszeichnungen

Goldene Single-Schallplatten

  • 1959 Die Gitarre und das Meer mit Freddy Quinn (Polydor, Germany)
  • 1960 Morgen mit Ivo Robic (Polydor, Germany)

Goldene Album-Schallplatten

  • 1966 A Swingin’ Safari (Polydor, Germany)
  • 1966 Blue Midnight (Decca, USA)
  • 1971 Double Gold Disc Award für 50.000 Bert-Kaempfert-LPs (Polydor, Südafrika)
  • 1971 A Swingin’ Safari (Polydor, Germany)

weitere Auszeichnungen

  • 1961 BAND OF THE FUTURE, „Cash Box“ (Musikfachzeitschrift, USA)
  • 1965 ESTRELLA DE ORO für die erfolgreichste Komposition 1964, Venezuela
  • 1965 Auszeichnung für die LP „Living It Up“, Argentinien
  • 1966 GOLDEN GLOBE für Strangers In The Night, bester Filmsong des Jahres, USA
  • 1975 GOLDENER NOTENSCHLÜSSEL, Deutschland 1978 Auszeichnung für den Titel Footprints In The Sand, Argentinien
  • 1980 Zwei GOLDENE EUROPA für Strangers In The Night und Spanish Eyes, Deutschland

Auszeichnungen – Posthum

  • 1984 GOLDENE STIMMGABEL, Deutschland
  • 1993 LIFETIME ACHIEVEMENT AWARD von BMI, USA
  • 1993 „Songwriters Hall Of Fame“, USA.
  • 2003 GOLDENES GRAMMOPHON, Deutschland

Dokumentarfilm

  • Marc Boettcher: Strangers in the Night – Die Bert-Kaempfert-Story. 2003

Einzelnachweise

  1. Polydor 237 058 (1961): "Immer wieder jung, Melodien von Gestern für Leute von Heute"
  2. "E und U wachsen zusammen", Badische Zeitung, 6. April 2009 (Interview mit Marion Kaempfert)
  3. Offizielle Biographie, Kapitel 1.
  4. Bert Kaempfert: Mister Wirtschaftswunder, Die Zeit, 29. Dezember 2010
  5. Bronson, Fred: The Billboard Book of Number One Hits. 3. überarbeitete und erweiterte Aufl. New York City, New York: Billboard Publications, 1992, S. 82
  6. Joseph Murrells, Million Selling Records, 1985, S. 143
  7. Bert Kaempfert: Über Alles. In: Der Spiegel. Nr. 28, 1966, S. 85 (online4. Juli 1966).
  8. Nicht mehr existenter Link: Gala on the occasion of Bert Kaempfert's 80th Birthday bei der GEMA.
  9. Offizielle Biographie, Kapitel 5.
  10. Barmbeker Wochenblatt, 15. Oktober 2008, Seite 3.
  11. Klaus Walter: Bert Kaempfert. A German Guy Swings Portrait auf br-online.de (abgerufen am 3. September 2010)
  12. Ausschnitt auf Youtube über Bert Kaempfert und seine Musiker
  13. https://www.youtube.com/results?search_query=%22Morgen%22+k%C3%A4mpfert&search_type=&aq=f
  14. http://www.youtube.com/watch?v=hfqg5Kui5B0

Literatur

  • Marc Boettcher: Stranger in the Night – Die Bert Kaempfert Story. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2002, ISBN 3-434-50523-7.

Weblinks

 Commons: Bert Kaempfert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Diese Seite wurde zuletzt geändert am 30.01.2018 19:05:01

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