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Musiker

Mathias Rüegg

geboren am 8.12.1952 in Zürich, ZH, Schweiz

Mathias Rüegg

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Mathias Rüegg (* 8. Dezember 1952 in Zürich) ist ein Schweizer Jazzmusiker (Pianist, Komponist, Arrangeur und Bandleader). Dem Autor und Kritiker Robert Fischer zufolge ist er „ein Grenzgänger“, der „beide Sprachen beherrscht, die klassische wie die des Jazz“; ein „Jongleur der Musikgeschichte“, der es geschafft hat, „die Genialität der frühen Jahre zu überleben und dabei eine Meisterschaft zu entwickeln, die ihresgleichen sucht.“[1]

Leben und Wirken

Rüegg wurde zunächst Lehrer und unterrichtete an Sonderschulen, bevor er sich mit 21 Jahren entschloss, Musiker zu werden. Er studierte dazu an der Hochschule für Musik in Graz klassische Komposition und Jazz-Piano. Im Alter von 24 Jahren ging er nach Wien, um sich seinen Lebensunterhalt als Pianist in Nachtclubs zu verdienen. 1977 gründete er, unterstützt von Wolfgang Puschnig, das Vienna Art Orchestra (zunächst als Wiener Art Orchester). 1983 gründete er zudem den Vienna Art Choir.

Am 9. Juli 2010 löste er das Vienna Art Orchestra wegen finanzieller Schwierigkeiten nach einem letzten Konzert in Viktring /Klagenfurt auf. Dort waren unter anderem sechs von ihm arrangierte Mahlerlieder präsentiert worden. Sein neuer Tätigkeitsbereich ist das Komponieren von Kammermusik, die beim Wiener Musikverlag Doblinger herausgegeben wird. Daneben unterrichtet er je Semesterwoche jeweils einen Tag lang am IPOP (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien).

Rüegg leitete über 30 Jahre das Ensemble und schrieb alle Eigenkompositionen, die das Orchester bisher öffentlich spielte. Daneben konzipierte er Bühnen- und Filmmusiken, arbeitete eng mit dem Theatermacher George Tabori zusammen, aber auch mit Ernst Jandl in Jazz & Lyrik-Produktionen (an denen auch Lauren Newton und Wolfgang Puschnig beteiligt waren). Ausserdem schrieb er Werke für andere Big Bands, aber auch für Ensembles im klassischen Sektor wie die Wiener Symphoniker oder die Basel Sinfonietta. Vor gut 10 Jahren begann er, vermehrt Kammermusik zu schreiben (z. B. für Michel Portal, Corin Curschellas oder Wolfgang Muthspiel Solokonzerte mit Kammerorchester, aber auch Kompositionen für unterschiedliche klassische Besetzungen). 2011 erschien bei Paladino Music Rüeggs erste ausschließlich seinem kammermusikalischen Schaffen gewidmete CD chamber music tenminusnine.

Rüegg initiierte 1993 die Gründung des Wiener Jazzclubs Porgy & Bess, dessen langjähriger Leiter er war. 2003 war er (gemeinsam mit Bill Frisell) musikalischer Leiter des Festivals Century of Song. 1996 gründete Rüegg den Verein Austrian Music Office (AMO), der auch den Hans-Koller-Preis ausrichtete sowie präsentierte. Diese bedeutende Auszeichnung war nach dem 2003 verstorbenen österreichischen Jazzsaxofonisten Hans Koller benannt.[2] Nachdem die Finanzierung des Preises nicht mehr gesichert war, legte Rüegg die Aktivitäten des preisausrichtenden Gremiums im April 2010 auf Eis.[3]

2011 komponierte Rüegg in New York die Musik für die neue Show des Big Apple Circus.

2013 war Rüegg der entscheidende Impulsgeber, Arrangeur und – erstmals seit Langem auch selbst als Pianist an den Aufnahmen wie an Livekonzerten beteiligter – Mastermind von Lia Pales Debütalbum Gone Too Far, einer modernen Interpretation von Schuberts Winterreise, über die die neue musik zeitung (nmz) schrieb: „Lia Pale führt geräumigen Jazz vor. Ausdrucksvoll ihre stimmliche Farbpalette. Herausragend die Begleitmusiker. Und bleibend der Flair des Albums. Duftig, locker, charmant. Preise durfte sie dafür ebenfalls schon entgegennehmen. ‚Gone too far‘ steht letztendlich als Jazzalbum dar, das in diesem Jahr schwer zu schlagen sein wird. Schubert hin oder her. Hörhinweis: alles.“[4] Zwei der Stücke hatte Rüegg bereits für die New Yorker Show des Big Apple Circus arrangiert und Lia Pale gebeten, sie mit ihm aufzunehmen. So war der Kontakt entstanden.

Preise und Auszeichnungen

Zwischen 1984 und 1986 zeichnete ihn der Down Beat-Kritikerpoll jährlich als besten Arrangeur aus. Er erhielt ferner mehrere Schallplattenpreise, 1993 den Prix Bobby Jaspar der Académie francaise du Jazz und 1999 den grossen Preis der SUISA. 2001 wurde ihm der Österreichische Würdigungspreis für Musik verliehen, 2009 der Musikpreis der Stadt Wien.

Lexikalische Einträge

  • Carlo Bohländer, Karl Heinz Holler, Christian Pfarr: Reclams Jazzführer. 3., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 1989, ISBN 3-15-010355-X.
  • Ian Carr, Digby Fairweather, Brian Priestley: Rough Guide Jazz. Der ultimative Führer zum Jazz. 1800 Bands und Künstler von den Anfängen bis heute. 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2004, ISBN 3-476-01892-X, S. 588.
  • Peter Niklas Wilson (Hrsg.): Jazz Klassiker, Bd. 2. Reclam, Stuttgart 2005, S. 771–777, ISBN 3-15-030030-4.

Filme

  • Big Band Poesie (Regie: Stefan Schwietert; Schweiz 2007)[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Robert Fischer: Anything goes. In: All that Jazz. Die Geschichte einer Musik. Reclam Verlag, Stuttgart. 3., erweiterte und aktualisierte Ausgabe 2007, S. 434–435
  2. Austrian Music Office: About the prize, abgerufen am 28. März 2010
  3. Andreas Felber: "Wir wollen ein Haus", in FALTER 48/11, abgerufen am 25. Oktober 2012
  4. neue musik zeitung, 5/13 - 62. Jahrgang
  5. http://www.swissfilms.ch/de/film_search/filmdetails/-/id_film/2146535224
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