Gotthold Schwarz

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geboren am 2.5.1952 in Zwickau, Sachsen, Deutschland

Gotthold Schwarz

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Gotthold Schwarz (* 2. Mai 1952[1] in Zwickau) ist ein deutscher Sänger (Bassbariton) und Dirigent. Seit 2016 ist er Thomaskantor, also Leiter des Leipziger Thomanerchores, den er seit 2015 ad interim leitete.

Leben

Aufgewachsen im sächsischen Zwickau, hatte der Sohn des Kantors der Zwickauer Pauluskirche Hans Schwarz schon frühzeitig Kontakt zur Musik. 1964 wurde er Mitglied des Leipziger Thomanerchors, aus dem ihn seine Eltern wegen starkem Heimweh nach einem Dreivierteljahr wieder heraus nahmen. Weil sein Vater Kirchenmusiker war, wurde Gotthold Schwarz zur Erweiterten Oberschule nicht zugelassen. Er absolvierte von 1968 bis 1971 eine Berufsausbildung als Buchhändler an der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt in Leipzig.

Ab März 1971 folgte eine kirchenmusikalische Ausbildung an der Hochschule für Kirchenmusik Dresden, die er im August 1973 mit dem B-Examen abschloss. Seit September 1973 studierte er an der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig Orgel bei Wolfgang Schetelich und Hannes Kästner sowie Gesang bei Gerda Schriever und Dirigieren bei Jochen Wehner, Max Pommer und Hans-Joachim Rotzsch. Hier legte er 1978 das kirchenmusikalische A-Examen und 1979 das Gesangsexamen ab. Seine Diplomarbeit schrieb er bei Max Pommer über die Rhetorik in Johann Sebastian Bachs Werken. Sein Hilfsdienstjahr als Kirchenmusiker absolvierte Schwarz an der Zwickauer Katharinenkirche. Später arbeitete er im Rahmen privater Gesangsstudien u. a. mit Peter Schreier, Hermann Christian Polster und Helmuth Rilling.

Nach seinem Studium begann er eine rege Solistentätigkeit, vor allem als Kantaten- und Oratoriensänger. 1979 wurde er von Hans-Joachim Rotzsch als Stimmbildner des Thomanerchors berufen. 1992, 1999, 2002/03 und 2011 war er Stellvertreter des Thomaskantors. Nach Georg Christoph Billers Amtsniederlegung war er von Februar 2015 bis Juni 2016 interimistischer Thomaskantor.[2][3][4][5] Schwarz trat zusammen mit vielen namhaften Ensembles und Dirigenten auf, so z. B. mit John Eliot Gardiner, Philippe Herreweghe, Peter Schreier, Martin Haselböck, dem Leipziger Thomanerchor, dem Gewandhausorchester und dem Dresdner Kreuzchor. Er konzertierte bei den Salzburger Festspielen, im Wiener Musikverein sowie in den USA, Finnland und Japan.

Bereits seit den 1980er Jahren trat Gotthold Schwarz auch als Chorleiter und Dirigent in Erscheinung. So rief er 1990 die der Förderung Alter Musik verpflichtete Leipziger Musikgesellschaft[6] ins Leben, deren künstlerischer Leiter er ist. Außerdem leitet er die Ensembles der Musikgesellschaft Concerto vocale Leipzig (gegründet 1984) und Sächsisches Barockorchester[7] (gegründet 1989/90); beide sind der Alten Musik, der historischen Aufführungspraxis und ihrer Verbindung von Gesang und instrumentaler Musik verpflichtet. Zusammen mit dem Leipziger Gambisten Siegfried Pank und dem Hamelner Organisten Hans Christoph Becker-Foss gründete Schwarz 1993 das Barocktrio Schwarz/Pank/Becker-Foss,[8] das vor allem Musik der Bachfamilie, aber auch andere Barockmusik aufführt. Außerdem leitete er als Gastdirigent den Thomanerchor und das Gewandhausorchester. Der aus Mitgliedern des MDR Rundfunkchors Leipzig bestehende Kammerchor Leipziger Cantorey[9] und das Ensemble Bach Consort Leipzig[10] – beide wurden 2012 von Schwarz gegründet – widmen sich vorrangig der Barockmusik.

Zur Neubesetzung der Stelle nach der Amtsniederlegung des bisherigen Thomaskantors Georg Christoph Biller berief die Stadt Leipzig im April 2015 eine Findungskommission, die im Juli 2015 aus insgesamt 42 Bewerbungen vier in Frage kommende Kandidaten auswählte. Von diesen konnte sich nach Probedirigaten jedoch keiner durchsetzen, so dass die Findungskommission am 20. Mai 2016 einstimmig beschloss, das Findungsverfahren zu beenden.[11][12] Die Kommission hat daraufhin einstimmig vorgeschlagen, der Ratsversammlung die Berufung des seit 1. Februar 2015 amtierenden Thomaskantors Gotthold Schwarz zu empfehlen.[13] In einer Sondersitzung berief die Leipziger Ratsversammlung am 9. Juni 2016 Gotthold Schwarz mit einer Gegenstimme und einer Stimmenthaltung für den Zeitraum vom 10. Juni 2016 bis zum 30. Juni 2021 in das Amt des Thomaskantors.[14][15] Am 20. August 2016 wurde er im Leipziger Alten Rathaus feierlich in sein Amt eingeführt und erhielt von Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung die städtische Ernennungsurkunde zum 17. Nachfolger Johann Sebastian Bachs.[16][17]

Gotthold Schwarz lebt in Leipzig.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. MDR Kultur: Der neue Thomaskantor Gotthold Schwarz im Gespräch. Radiosendung, 25. Mai 2016, 7:10 Uhr.
  2. Gotthold Schwarz übernimmt Interim im Thomaskantorat. In: Leipziger Amtsblatt, Nr. 3, 7. Februar 2015, S. 2.
  3. Stadt Leipzig: Gotthold Schwarz übernimmt das Interim im Thomaskantorat. 4. Februar 2015, abgerufen am 17. November 2016.
  4. Nachfolge im Thomaskantorat – Probewochen für vier Kandidaten. In: Leipziger Amtsblatt, Nr. 16, 5. September 2015, S. 2.
  5. Stadt Leipzig: Nachfolge im Thomaskantorat – Vier Kandidaten zu Probewochen eingeladen. 25. August 2015, abgerufen am 17. November 2016.
  6. Website der Leipziger Musikgesellschaft e. V.
  7. Website des Sächsischen Barockorchesters
  8. Website des barocktrios schwarz | pank | becker-foss
  9. Website der Leipziger Cantorey
  10. Website des Bach Consort Leipzig
  11. Gotthold Schwarz soll neuer Kantor werden. In: Leipziger Amtsblatt, Nr. 11, 4. Juni 2016, S. 1.
  12. Stadt Leipzig: Findungsverfahren beendet: Gotthold Schwarz wird als Thomaskantor empfohlen. 23. Mai 2016, abgerufen am 17. November 2016.
  13. Stadt Leipzig, Büro für Ratsangelegenheiten: Vorlage VI-DS-02883: Berufung von Herrn Gotthold Schwarz in das Amt des Thomaskantors.
  14. Der 17. nach Bach: Gotthold Schwarz. In: Leipziger Amtsblatt, Nr. 12, 18. Juni 2016, S. 5.
  15. Stadt Leipzig, Büro für Ratsangelegenheiten: Protokollauszug Sondersitzung Ratsversammlung, 9. Juni 2016, TOP Ö 7, 16.00–17.25 Uhr.
  16. Neuer Kantor im Amt. In: Leipziger Amtsblatt, Nr. 14, 20. August 2016, S. 1.
  17. Mit Freude und Demut an die Arbeit. In: Leipziger Amtsblatt, Nr. 15, 3. September 2016, S. 2.
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