Florian Leopold Gassmann

Florian Leopold Gassmann

geboren am 3.5.1729 in Most (Brüx), Böhmen, Tschechien

gestorben am 20.1.1774 in Wien, Österreich

Florian Leopold Gassmann

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Florian Leopold Gassmann (oder Gaßmann, * 3. Mai 1729 in Brüx; 21. Januar[1] 1774 in Wien) war ein österreichischer Komponist am Übergang vom Barock zur Vorklassik.

Leben

Gassmann war Sohn des Goldschmieds[2] Johann Heinrich Gassmann und seiner Ehefrau Eva Rosina Gassmann. Wegen seiner hohen Begabung erhielt er schon in früher Jugend durch den Brüxer Chorregenten Johann Woborschil Unterricht in Gesang, Violine und Harfe.[3]. Möglicherweise besuchte er auch das Jesuitenseminar in Komotau. Weil Gassmanns Vater gegen eine musikalische Karriere war und seinen Sohn als Gewürzhändler sehen wollte, floh der Dreizehnjährige nach Karlsbad, wo er sich den Lebensunterhalt mit dem Harfespiel verdiente. Das Angebot des Mainzer Kurfürsten Philipp Karl von Eltz-Kempenich, Hofmusiker zu werden, lehnte Gassmann ab. Er verließ um 1742 Karlsbad und reiste nach Venedig. Ein Priester vermittelte den Kontakt nach Bologna zu Giovanni Battista Martini.[3] Hier studierte Gassmann an Martinis Liceo Musicale di Bologna.

Nach dem zweijährigen Studium bei Martini wurde Gassmann in Venedig Organist in einem Nonnenkloster, und er fand Förderung durch den Mäzen Graf Leonardo.[3] 1757 komponierte Gassmann zum Karneval für das venezianische Teatro San Moisè seine erste Oper Merope. Fortan schrieb er bis 1762 jedes Jahr eine Oper zur Karnevalssaison in Venedig. 1757 wurde er zudem Chorleiter am Mädchenkonservatorium in Venedig. 1763 avancierte Gassmann in Wien zum Nachfolger von Christoph Willibald Gluck[4] und Komponisten für Ballette. Am Wiener Hof war ihm Joseph II. äußerst freundschaftlich gewogen. Gassmann wurde 1764 Kammerkomponist des Kaisers und im März 1772 Hofkapellmeister.

1766 traf Gassmann in Venedig auf den jungen Antonio Salieri, den er einlud, mit nach Wien zu kommen, und den er dort basierend auf dem Lehrbuch Gradus ad Parnassum von Johann Joseph Fux in Komposition unterrichtete. 1768 heirateten Florian Leopold Gassmann und Barbara Damm. Der Ehe entstammten die Kinder Franz Michael (1769-1770)[5], Anna Barbara (1772-1858) und Therese (1774-1837). Beide Töchter bildete Antonio Salieri zu Sängerinnen aus. Die jüngere Tochter konnte sich unter dem Namen Therese Rosenbaum als Mozart-Interpretin bekannt machen.

Gassmann war 1771 ein Initiator zur Gründung der Tonkünstler-Sozietät, die Musikveranstaltungen für die Öffentlichkeit in Wien organisieren sollte. Das von ihm komponierte und am 19. März 1772 uraufgeführte Oratorium La Betulia liberata war die erste Aufführung der Sozietät, deren Aufgabe es insbesondere war, sich um Witwen und Waisen verstorbener Mitglieder zu kümmern.

1774 starb Gassmann an den Spätfolgen eines Unfalls, den er auf seiner letzten Italienreise erlitten hatte. Er wurde auf dem Montserrater Friedhof auf dem Alsergrund bestattet. Nach seinem Tod wurde Salieri Kammerkomponist des Kaisers Joseph II. und Kapellmeister der italienischen Oper. Das Hofkapellmeisteramt übernahm der italienische Komponist Giuseppe Bonno. 1906 wurde im Wiener Gemeindebezirk Hietzing eine Straße nach Gassmann benannt.

Werkverzeichnis

Opern

  • Merope (1757)
  • Issipile (1758)
  • Gli uccellatori (1759)
  • Filosofia, ed amore (1760)
  • Catone in Utica (1761)
  • Un pazzo ne fà cento (1762)
  • L'Olimpiade (1764)
  • Il trionfo d'amore (1765)
  • Achille in Sciro (1766)
  • Il viaggatore ridicolo (1767)
  • Amore, e Psiche (1767)
  • L'amore artigiano (1767)
  • La notte critica (1768)
  • L'Opera seria (1769) neuerlich gespielt 1994 von der Staatsoper Berlin im Hebbeltheater und in Schwetzingen sowie 2012 in Hannover
  • Ezio (1770)
  • La Contessina (1770) neuerlich gespielt 1971 von der Neuburger Kammeroper und 2005 von der Sommeroper Schärding
  • Il filosofo innamorato (1771)
  • Le pescatrici (1771)
  • I Rovinati (1772)
  • La casa di campagna (1773)
  • Arcifanfano, rè di matti (verschollen)
  • L'isle sonnante (nur als Klavierauszug erhalten, zweifelhaft)

Einlagearien und -ensembles

  • Arie (Pierotto) zu Galuppis Il villano geloso (Erster Akt)
  • Duett (Cavalier, Grifagno) zu Galuppis Il villano geloso (Erster Akt)
  • Arie (Giannina) zu Galuppis Il villano geloso (Erster Akt)
  • Arie (Giannina) zu Galuppis Il villano geloso (Zweiter Akt)
  • Duett (Isabella, Pierotto) zu Galuppis Il villano geloso (Dritter Akt)
  • Finale zu Galuppis Il villano geloso (Dritter Akt)
  • Arien zu Piccinnis Le finte gemelle
  • Finale zu Anfossis Lo sposo di tre, marito di nessuna (Dritter Akt)
  • Arien zu Paisiellos Don Chisciotte della Mancia (1771)
  • Ouvertüre, Chöre, Duette und Ballette zu Sacchinis L'isola d'amore (1769)

Kantaten

  • Amore, e Venere (1768)
  • L'amor timido

Oratorium

  • La Betulia liberata (1772)

Kirchenmusik

  • fünf Messen
  • eine Vesper
  • achtzehn Propriumsstücke
  • drei Hymnen
  • zwei Antiphonen
  • Requiem c-moll (1774) (Fragment)

Instrumentalmusik

  • ca. fünfzig Sinfonien
  • Divertimenti für verschiedene Besetzungen
  • sechs Streichquartette
  • zwei Trios für Flöte, Violine und Viola

Literatur

  • Gustav Donath, Robert Haas: Florian Leopold Gassmann als Opernkomponist. In: Studien zur Musikwissenschaft 2 (1914)
  • 6: 82. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Bd. 83, S. Gaßmann, Florian Leopold
  • Michael Lorenz: Antonio Salieri's Early Years in Vienna (März 2013).
  • Carl Ferdinand Pohl: Gaßmann, Florian Leopold in der Allgemeinen Deutschen Biographie (ADB), Bd. 8, S. 402405
  • Erich Steinhard: Ein alter deutschböhmischer Tonkünstler. In: Deutsche Arbeit. Monatschrift für das geistige Leben der Deutschen in Böhmen. VII. Jahrgang, September 1908, 12. Heft, S. 745750

Einspielungen

  • Die junge Gräfin/La contessina. Opera buffa in drei Akten nach Carlo Goldoni u. a. (Mitwirkende: J. Pichler, E. Mayer, K. Köller, B. Eisschiel, S. Ganglberger, H. Diller); Collegium Praga Aurea, Dir.: H. Dechant; Bayer-Records, P 1995

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Michael Lorenz: "Antonio Salieri's Early Years in Vienna".
  2. Lorenz, 2013.
  3. 3,0 3,1 3,2 Erich Steinhard: Ein alter deutschböhmischer Tonkünstler. In: Deutsche Arbeit. Monatschrift für das geistige Leben der Deutschen in Böhmen. VII. Jahrgang, September 1908, 12. Heft, S. 746.
  4. Staatsoper Hannover: Spielzeit 2012/13. S. 17.
  5. Lorenz, 2013.
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