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Musiker

Georges Brassens

Georges Brassens

geboren am 22.10.1921 in Sète, Languedoc-Roussillon, Frankreich

gestorben am 30.10.1981 in Saint-Gély-du-Fesc, Languedoc-Roussillon, Frankreich

Georges Brassens

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Georges Brassens [bʁasɛ̃s] (* 22. Oktober 1921 in Sète; † 29. Oktober 1981 in Saint-Gély-du-Fesc bei Montpellier) war ein französischer Dichter und Schriftsteller, vor allem aber in den 1950er bis 1970er Jahren ein berühmter Chansonnier.

Leben

Brassens war der Sohn eines kleinen Bauunternehmers, der selbst aus Sète (Département Hérault) stammte. Seine Mutter war eine sehr gläubige und musikliebende Neapolitanerin. Im Alter von rund 14 Jahren begann der junge Georges Chansons zu schreiben. Nach Abbruch seiner Studien im Collège Paul-Valéry in seiner Heimatstadt brach er 1939 nach Paris auf. Dort wohnte er bei seiner Tante Antoinette Dagrosa und arbeitete kurze Zeit bei den Renault-Werken im nahen Boulogne-Billancourt als Lehrling. Als Frühaufsteher verbrachte er ganze Tage in der Bibliothek beim Studium der Meister der französischen Dichtkunst. In genauer Analyse der gewählten Sprachbilder, Themen und rhythmischen Kadenzen erwarb er sich autodidaktisch einen großen dichterischen Kenntnisfundus. 1942 veröffentlichte er 13 Gedichte unter dem Titel A la venvole. Im März 1943 wurde er als Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich deportiert und arbeitete in der Flugzeugmotorenfertigung in Basdorf.[1] Als er ein Jahr später eine Genehmigung erhielt, für zehn Tage nach Paris zu fahren, kehrte er nicht zurück und versteckte sich in Paris bis zur Befreiung im Spätsommer 1944.

Nach dem Krieg fand er eine Unterkunft in der Wohnung von Jeanne Le Bonniec und ihrem Mann Marcel Planche in der Impasse Florimont 9 im 14. Arrondissement in Paris. Jeanne, um 30 Jahre älter als er, blieb seine mütterliche Freundin bis zu ihrem Tode. Brassens schrieb berühmt gewordene Lieder auf ihren Mann (Chanson pour l’Auvergnat), für sie (Jeanne) und auf ihre Ente (La cane de Jeanne). Das erste Chanson, das er öffentlich vortrug, war Le gorille, oberflächlich ein frivoles Couplet über einen brunftigen Affen, in seiner Pointe ein Plädoyer gegen die Todesstrafe. Es wurde später von Franz Josef Degenhardt in einer deutschen Fassung (Vorsicht! Gorilla), von Jake Thackray in einer englischen Fassung (Brother Gorilla) sowie von Fabrizio De André ins Italienische (Attenti al gorilla) übertragen und weiterverbreitet.

1952 hatte Brassens seine ersten erfolgreichen öffentlichen Auftritte im Pariser Cabaret der bekannten Chanteuse Patachou, der er seine Chansons angeboten hatte. Sie befand jedoch kurzerhand, dass diese viel sinnvoller von ihm selbst vorzutragen seien. Bald folgten aufgrund der rasch wachsenden Popularität die ersten Plattenaufnahmen. Während der 1950er- und 1960er-Jahre wurde Brassens zu einem der populärsten Vertreter des künstlerischen französischen Chansons überhaupt. Politisch stand er, wie sein Kollege Léo Ferré, den Anarchisten nahe, häufiger sang er zugunsten der Anarchistischen Föderation „Fédération Anarchiste“ und deren Zeitung Le Libertaire bzw. Le Monde Libertaire.

Brassens lebte eher zurückgezogen und bevorzugte persönliche Freunde vor jedem Starrummel. Ein Satz von ihm (aus Le Pluriel): „Wo mehr als Vier zusammenhocken, wird’s ein Deppenhaufen.“

Er wohnte auch nicht unter einem Dach mit seiner estnischen Lebensgefährtin Joha Heyman (La non-demande en mariage), die er liebevoll „Püppchen“ nannte und die ihn auf allen Tourneen und bis zu seinem Lebensende begleitete. Nach Erscheinen jeder neuen Langspielplatte trat er jeweils einige Monate in Frankreich auf.

Außerhalb seines Heimatlands trat er zweimal in Luxemburg und je einmal in Großbritannien (dieses Konzert wurde als einzige Brassens „Live“-Aufnahme veröffentlicht) und der Schweiz auf.

In dem Film Porte des Lilas (auf deutsch: Die Mausefalle) von René Clair (1956) spielt Brassens den „Artiste“ und singt dort auch einige seiner Chansons, darunter das Titellied.

Die 1970er-Jahre waren bereits von schwerer Krankheit überschattet. Brassens litt an Nierenkrebs, wurde 1980 operiert und starb 1981 in der Nähe seiner Geburtsstadt. Er ruht auf dem Friedhof „Le Py“, gegenüber dem seinem Leben und Werk gewidmeten Museum „Espace Brassens“[2] in Sète, nicht weit vom Strand, wie er es sich im Chanson Supplique pour être enterré à la plage de Sète gewünscht hatte. Nach seinem Tod wurde der Pariser Park in der Nähe seiner alten Wohnung, in dem er sich oft aufgehalten hatte, zu seinen Ehren auf den Namen Parc Georges Brassens umbenannt.

Bedeutung und Stil

Um die unmittelbare eindringliche Wirkung seiner lebensnahen, ethischen wie poetischen Texte nicht zu verdecken, trug Brassens seine (zuvor am Piano ausgearbeiteten) Chansons stets nur mit einfachster Instrumentierung vor: seiner akustischen Gitarre und dem Bass seines ständigen Konzert-Begleiters Pierre Nicolas.

Brassens gilt als einer der Großmeister des literarisch anspruchsvollen Chansons in der französischen Kultur. Den Reiz seiner Chansons macht eine einzigartige Mischung aus der Sprache der klassischen französischen Poesie und des Argot aus. Die Texte verweben einfühlsame mit sarkastischen Gedanken, ergänzt durch eine herbe, manchmal gewollt ans Obszöne grenzende Erotik. Der Individualist Brassens geht auf Abstand zu der als neunmalklug und letztlich als bösartig empfundenen „großen“ Welt. Die Musik, die sich oft an den Swing anlehnt, ordnet sich mit wenig eingängigen Melodien der bänkelsängerartigen Textdarbietung unter.

Neben eigenen Texten vertonte er auch Werke französischer Dichter der unterschiedlichsten Epochen wie François Villon (Ballade des dames du temps jadis), Louis Aragon, Victor Hugo, Lamartine, Paul Verlaine und Paul Fort. Brassens war einer der bedeutendsten und einflussreichsten Chansonniers des 20. Jahrhunderts. Aus der deutschen Liedermacherszene sind ihm etwa Reinhard Mey, Wolf Biermann, Franz Josef Degenhardt, Dieter Süverkrüp, der frühe Hannes Wader (Hannes Wader singt), Walter Mossmann und der Schweizer Mundartliedermacher Mani Matter am nächsten, die ihn auch alle als ihr Vorbild nennen.

Werke

Diskografie

Ab 1952 erschienen seine Chansons zunächst bei Polydor, dann ab 1953 bei Philips auf Schallplatten in unterschiedlichen Formaten und immer wieder neuen Zusammenstellungen. Die zu seinen Lebzeiten veröffentlichten 14 Original-LPs werden üblicherweise mit dem Titel ihres ersten Chansons aufgezählt:

  1. La Mauvaise Réputation (1952)
  2. Le Vent (1953)
  3. Les Sabots d’Hélène (1954)
  4. Je me suis fait tout petit (1956)
  5. Oncle Archibald (1957)
  6. Le Pornographe (1958)
  7. Les Funérailles d’antan (1960)
  8. Le temps ne fait rien à l’affaire (1961)
  9. Les Trompettes de la renommée (1962)
  10. Les Copains d’abord (1964)
  11. Supplique pour être enterré à la plage de Sête (1966)
  12. Misogynie à part (1969)
  13. La Religieuse (1972)
  14. Trompe-la-mort (1976; auch Nouvelles chansons)

29 zu Lebzeiten von ihm selbst nicht mehr eingespielte oder noch nicht vollendete Chansons wurden von Jean Bertola interpretiert:

  • Dernières Chansons (1982, Doppel-LP)
  • Le Patrimoine de Brassens (1985)

1974 wurde die Live-Aufnahme eines Konzerts vom 28. Oktober 1973 in Cardiff veröffentlicht:

  • Georges Brassens in Great Britain

1979 erschien eine Doppel-LP mit verjazzten Brassens-Chansons:

  • Georges Brassens joue avec Moustache et Les Petits Français

1980 spielte Brassens eine Platte mit älteren französischen Chansons ein:

  • Georges Brassens chante les chansons de sa jeunesse

Aus dem Nachlass sind erschienen:

  • Brassens chante Bruant, Colpi, Musset, Nadaud, Norge (LP, 1984)
  • Georges Brassens au TNP (CD, 1996)
  • Georges Brassens à la Villa d’Este (LP, 2001)
  • Bobino 64 (CD, 2001)
  • Inédits (CD, 2001)
  • Concerts de 1959 à 1976 (6 CDs, 2006)

Schriften

  • Les Couleurs vagues. Gedichte, 1941/42; Neuausgabe: Librio, Paris 2010, ISBN 978-2-290-02170-5
  • À la venvole. Gedichte. Privatdruck 1942
  • La Lune écoute aux portes. Roman. Privatdruck 1947
  • La Tour des miracles. Roman. Paris 1953; Neuausgabe: Librio, Paris 2010, ISBN 978-2-290-02169-9
  • La mauvaise réputation (Auswahl). Paris 1954
  • Chansons. Sand et Tchou, Paris 1968
  • Poèmes et chansons. Seuil, Paris 1991; Points, Paris 2008, ISBN 978-2-7578-0957-0
    • dt. Ausgabe: Chansons. Das Gesamtwerk. Texte frz./dt., übertragen von Gisbert Haefs. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1996 enthält ein Nachwort und ausführliche Biblio- bzw. Diskografie (dazu erschienen als Zusatzband: Partituren)
  • Œuvres complètes. Le Cherche midi, Paris 2007, ISBN 978-2-7491-0834-6
  • Les chemins qui ne mènent pas à Rome. Réflexions et maximes d’un libertaire. Le Cherche midi, Paris 2008, ISBN 978-2-7491-1142-1

Weblinks

 Commons: Georges Brassens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Website des Vereins Brassens in Basdorf mit verschiedenen Informationen, z. B. über das jährliche Festival
  2. Espace Brassens, espace-brassens.fr, abgerufen am 18. März 2012
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