Nordwestdeutsche Philharmonie

Nordwestdeutsche Philharmonie

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Die Nordwestdeutsche Philharmonie ist eines von drei nordrhein-westfälischen Landes-Sinfonieorchestern. Es hat seinen Sitz in der ostwestfälischen Stadt Herford.

Geschichte

Gegründet wurde die Nordwestdeutsche Philharmonie 1946 in Bad Pyrmont von ehemaligen Musikern des Linzer Bruckner-Orchesters St. Florian und der Prager Deutschen Philharmonie. Im Jahre 1950 erfolgte der Zusammenschluss mit dem zeitgleich entstandenen Herforder Sinfonischen Orchester. Das neue Ensemble hieß zunächst Städtebund-Symphoniker, bevor der heutige Name angenommen wurde.

Trägerschaft und Finanzierung

Das Orchester wird durch das Land Nordrhein-Westfalen, einen Trägerverein aus Kommunen und Gebietskörperschaften der Region Ostwestfalen-Lippe und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe finanziert. Mitglieder des Trägervereins waren die Städte Bad Salzuflen, Bünde, Detmold, Herford, Lemgo, Minden und Paderborn sowie die Kreise Herford und Lippe. Außerdem sind vier weitere Gemeinden und ein Kreis fördernde Mitglieder. Drei weitere Kreise aus Ostwestfalen-Lippe sind Zuschussgeber.

Seit Herbst 1992 wird die Nordwestdeutsche Philharmonie durch die „Philharmonischen Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe“ unterstützt.[1] Die Nordwestdeutsche Philharmonie erwirtschaftet durch die Konzerte und Rundfunkproduktionen 23,5 % ihrer Einnahmen selbst. Bei den Kulturorchestern in Deutschland liegt der Durchschnitt bei 13,4 %.

Die sich verringernde Anzahl der Beitragszahler im Trägerverein (Kommunen und Gebietskörperschaften) sowie das Einfrieren und Mindern der Mitgliedsbeiträge in den letzten Jahren haben zu einer akuten Unterfinanzierung des Orchesters geführt. Die jüngsten Austritte der Städte Bad Salzuflen und Lemgo können von den verbliebenen Zahlern nicht mehr kompensiert werden. Die Weiterführung des Orchesterbetriebes ist deshalb erheblich gefährdet. Mit einer online-Petition sucht das Orchester Unterstützer für seinen Erhalt. Der Deutsche Kulturrat hat die Philharmonie im Juli 2012 auf die neu ins Leben gerufene Rote Liste Kultur gesetzt (Kategorie 1: von Schließung bedroht).[2] Im Oktober 2012 wurde das Orchester von Kategorie 1 auf Kategorie 2 eingestuft und gilt somit als gefährdet. Aktuell (April 2013) ist die Gefährdung aufgehoben (Kategorie 4).

Aktivitäten

Der Haupttätigkeitsbereich des 78-köpfigen Orchesters ist der ostwestfälische Raum, es tritt aber auch über Deutschland und Europa hinaus mit jährlich insgesamt etwa 120 Konzerten in Erscheinung. Erfolgreiche Tourneen haben die Nordwestdeutsche Philharmonie in Ländern wie Japan, den Niederlanden, Italien, Frankreich, Spanien und den USA bekannt gemacht. Bis heute existieren über 200 Platten- und CD-Einspielungen mit dem Ensemble. Neben der Konzerttätigkeit ist das Orchester mit einem schul- und konzertpädagogischen Programm in der Jugendarbeit tätig.

Studio

Probenraum und Sitz des Orchesters befinden sich innerhalb des Stadtpark-Schützenhofs auf dem Stiftberg, wo auch die Herforder Konzerte gegeben werden.

Chefdirigenten

  • 1950–1952: Rolf Agop
  • 1950–1954: Heinz Schlüter (2. Dirigent)
  • 1952–1953: Eugen Papst
  • 1953–1955: Wilhelm Schüchter
  • 1955–1956: Albert Grünes (erst 2. Dirigent, dann künstlerischer Leiter)
  • 1956–1961: Kurt Brass (ständiger Dirigent, ab 1959 GMD)
  • 1959–1960: Hermann Scherchen (Chefdirigent)
  • 1961–1963: Hermann Hildebrandt (Chefdirigent)
  • 1963–1969: Richard Kraus (Chefdirigent)
  • 1969–1971: Werner Andreas Albert (Chefdirigent, 1963–69 Erster Kapellmeister)
  • 1971–1974: Erich Bergel (Chefdirigent)
  • 1975–1987: Janos Kulka (Chefdirigent)
  • 1987–1991: Alun Francis (Chefdirigent)
  • 1992–1998: Michail Jurowski (GMD)
  • 1998–2006: Toshiyuki Kamioka (GMD)
  • 2006–2009: Andris Nelsons (Chefdirigent)
  • 2010–2014: Eugene Tzigane (Chefdirigent)
  • seit 2015: Yves Abel (Chefdirigent)

Im Sommer 2006 verabschiedete sich Toshiyuki Kamioka auf eigenen Wunsch nach acht erfolgreichen Spielzeiten als GMD vom Orchester. Bis zum Ende der Saison 2008/2009 war Andris Nelsons Chefdirigent. Ab der Saison 2010/2011 ist der 27-jährige US-Amerikaner Eugene Tzigane, der in Tokio geboren und in Kalifornien aufgewachsen ist, Chefdirigent. Er dirigierte in den Konzerten zum 60. Geburtstag des Orchesters im Oktober 2010 Don Juan von Richard Strauss, das Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold, mit dem Solisten Philippe Quint, und die Sinfonie in d-Moll von César Franck.

Im Jahr 2014 wurde Yves Abel zum Chefdirigenten ab 1. Januar 2015 gewählt.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Homepage der Philharmonischen Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe abgerufen 5. April 2013
  2. Deutscher Kulturrat stellt gefährdete Kultureinrichtungen in Deutschland vor, Info vom 3. Juli 2012
  3. "Yvel Abel wird Chefdirigent der Nordwestdeutschen Philharmonie". Deutsches Musikinformationszentrum 24. März 2014

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