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Musiker

Fats Waller

Fats Waller

geboren am 21.5.1904 in New York City, NY, USA

gestorben am 15.12.1943 in Kansas City, MO, USA

Alias Thomas Waller

Fats Waller

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Thomas Wright Waller (* 21. Mai 1904 in Harlem, New York; † 15. Dezember 1943 im Santa-Fé-Express in Höhe von Kansas City an einer Lungenentzündung) war ein amerikanischer Jazz-Pianist, Organist, -Komponist und -Sänger. Der wegen seines stattlichen Leibesumfangs Fats genannte Jazzer hatte große Bedeutung in der Entwicklung des frühen Jazz der 1920er Jahre zum Swing der 1930er und 1940er.

Kindheit und Karriere

Die Angaben über sein Leben sind geteilt. Nach ein paar Angaben sollen Fats Waller's Eltern Adeline Locket und Edward Martin Waller 1888 aus Virginia nach New York gekommen sein. Der Vater Edward Waller war Baptistenprediger in Harlem, die Mutter Adeline Waller Kirchenorganistin. Fats Waller ist das jüngste von fünf Kindern. Durch seine Mutter soll Waller das Orgel spielen gelernt haben. Später stellte sie jedoch einen Lehrer ein. 1920 starb Adeline, der junge Waller zog, wegen eines Streits mit seinem Vater Edward, aus dem elterlichen Haus aus. Edward Waller wollte wohl, dass Fats Waller später das Kirchenamt übernimmt. Fats Waller zog deswegen zu dem Pianisten Russel Brooks[1]. Laut anderen Angaben soll er schon früh in der Kirche seines Vaters Orgel gespielt haben. 1920 soll er schon im Lincoln Theater in Harlem Orgel gespielt haben. Er trat im weiteren in Kinos als Pianist in Erscheinung. Ein Gerücht besagt auch, dass Waller nach einem seiner Auftritte im Sherman Hotel zu Chicago von vier Männern entführt wurde, unter diesen Männern soll sich auch der Gangsterboss Al Capone befunden haben. Die Männer zwangen ihn angeblich an einem anderen Ort Piano zu spielen. Sie sollen ihn drei Tage später bei dem Sherman Hotel wieder abgesetzt haben[2]. Dies ist jedoch nicht bestätigt.

Bereits 1918 gewann er einen Talentwettbewerb. James P. Johnson, der den Harlem-Stride-Pianostil beherrschte, nahm sich des noch jugendlichen Talentes an, gab dessen Jazz-Piano-Stil den ersten Schliff und führte ihn in die Jazz-Szene Harlems ein. Fats’ Mentoren James P. Johnson und Willie „The Lion“ Smith wurden im Lauf der Zeit von Waller selbst in der Rolle als bedeutendste Harlem-Stride-Pianisten abgelöst. Außer durch Solo-Aufnahmen auf Platte und Pianola-Rolle wuchs seine Bekanntheit als Star der Rent-Partys in Harlem und als Begleiter berühmter Blues-Sängerinnen. Überhaupt ist die Vielzahl und die Art der Besetzungen, mit denen Waller in den ersten Jahren seiner Plattenkarriere aufnahm, ein Spiegel der Experimentierfreude und Kreativität der Jazzer dieser frühen Jahre. Waller war auch einer der ersten, der Jazz-Stücke auf der Orgel einspielte. Er leistete auf diesem Instrument Pionierarbeit und unterrichtete später auch den jungen Count Basie darauf.

1924 fand er in Andy Razaf den für seine Kompositionen gewünschten Liedtextschreiber. Sogar via Telefon entstand einer der Razaf/Waller-Songs (dies soll Honeysuckle Rose gewesen sein). In der Broadway-Show Hot Chocolates wurden 1929 viele Lieder der beiden präsentiert, u. a. „Ain’t Misbehavin’“ durch Louis Armstrong, der zum Star der Show avancierte. Wallers eigene Solo-Einspielung für Victor wurde mit Rang 17 der erste von insgesamt 63 Hits im Laufe seiner Karriere; ein weiterer Erfolgstitel in den Charts folgte jedoch erst 1934 mit Eddie DeLanges Komposition „I Wish I Were Twins“.

Mit Fats Waller and His Rhythm, zu der u. a. Al Casey, Herman Autrey und Harry Dial gehörten, hatte Waller schließlich eine kleine Swing-Band. Mit dieser und anderen Bands machte er Plattenaufnahmen und war landesweit über Radiosender zu hören – ein immer zu Scherzen aufgelegter Entertainer mit seinen lustigen Liedtexten und Liedtextabwandlungen. Er hatte mittlerweile den Stride-Piano-Stil zu einem maßgeblichen Klavierstil des Swing weiterentwickelt. Auf Europa-Tournee wurde er begeistert empfangen, in England sogar 1938 erstmals im Fernsehen präsentiert: Er schuf die London Suite, eine Komposition aus sechs musikalischen Miniaturen über Londoner Stadtteile.

Waller wirkte im Laufe seiner Karriere auch in drei Hollywoodmusicals mit und es entstanden einige sog. Soundies, kleine Musicbox-Kurzfilme, in denen Wallers Rhythm einen Song lang ihr Talent unter Beweis stellen konnte. 1942 gab Fats Waller auch ein Konzert in der Carnegie Hall in New York, damals wie heute die oberste Weihe eines jeden Musikers.

Der ausschweifende Lebensstil Wallers zog auch immer wieder gesundheitliche Probleme nach sich. Trotz einiger Versuche, sich in Zurückhaltung zu üben und auf leichtere Erfrischungen wie Wein oder Cyder umzusteigen, konnte doch nichts den vertrauten Geschmack des Old Grand-Dad Bourbon Whiskey ersetzen.

Die Schaffenskraft Wallers zeigt sich in Hunderten von Kompositionen in seinem Namen, vielen anderen, die zum Teil aufgrund der damaligen Verlegerpraktiken sogar anderen Komponisten zugeschrieben werden, und hunderten von Aufnahmen in den verschiedensten Besetzungen. Von den ersten Aufnahmen 1922 bis zu seinen letzten 1943 gibt es keine, in denen nicht der typische Verve und der sog. „Wallerdrive“ dominiert. Selbst die Kirchenorgel brachte Fats durch eher melancholische Gospeleinspielungen in den Jazz ein und konnte ihr Swing entlocken.

Waller wird oft als „Clown Prince Of Jazz“ beschrieben, doch er erweckte nie den Eindruck, er würde sich in irgendeiner Art verkaufen, wie das einige andere schwarze Musiker in dieser Zeit machen mussten.

1943 schrieb er die Broadwayshow Early to Bed, drehte in Hollywood Stormy Weather, spielte unzählige Gigs für die Truppenbetreuung amerikanischer Soldaten und warb in Radiosendungen für den Erwerb von Kriegsanleihen.

Erstmals im Juli 1941 spielte Fats Waller mit einer Studio-Bigband inklusive seiner bisherigen Combo Schallplatten ein; dabei entstand auch sein letzter Hit zu Lebzeiten, „Come and Get It“ (#22). Im Zug auf dem Rückweg von Hollywood erlag er am 15. Dezember 1943 einer verschleppten Lungenentzündung. Nach einer großen Trauerfeier in New York wurde sein Leichnam verbrannt und die Asche – auf seinen Wunsch – aus einem Flugzeug heraus über Harlem verstreut. Er hinterließ seinen Sohn Maurice Richard Waller (1927–1989).

Wallers Leben und Musik sind zentrale Inhalte in Michel Gondrys Film Abgedreht (2008).

Weitere Werke

  • Honeysuckle Rose
  • Keepin’ Out of Mischief Now
  • (What Did I Do to Be so) Black and Blue? (Text Razaf)
  • Wild Cat Blues – bekannt in einer Version von Henry Arland als musikalische Untermalung der Pausenkatzen des Hessischen Rundfunks.

Solo-Klavier-Stücke, darunter Stride Piano-Bravourstücke wie

  • Handful of Keys
  • Jitterbug Waltz

Literatur

Verwendete Literatur

  • Ed Kirkeby: Ain't Misbehavin' – The Story of Fats Waller. New York, Dood, Mead & Comp., 1966 (Da capo Press, 1975)
  • Maurice Waller und Anthony Calabrese: Fats Waller. Schirmer Books, New York 1977.
  • Studs Terkel: Giganten des Jazz. Zweitausendeins, Frankfurt 2005, ISBN 3-86150-723-4.

Weitere Literatur über Fats Waller

  • Jürg Schatzmann & Hannes Binder: Ain't Misbehavin' – Geschichten und Bilder aus dem Leben des legendären Jazzpianisten Fats Waller. Otto Maier Verlag, Ravensburg 1981, ISBN 3-473-35061-3.
  • Joel Vance: Fats Waller – His Life and Times. Contemporary Books, Inc., Chicago 1977.
  • Robert Nippoldt / Hans Jürgen Schaal: Jazz im New York der wilden Zwanziger. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2007, ISBN 978-3-8369-2581-5

Weblinks

 Commons: Fats Waller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fats Waller Biography (englisch)
  2. Der dicke Mann am Piano
Diese Seite wurde zuletzt geändert am 23.02.2017 11:02:54

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