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Musiker

Ella Fitzgerald

Ella Fitzgerald

geboren am 25.4.1917 in Newport News, VA, USA

gestorben am 15.6.1996 in Beverly Hills, CA, USA

Ella Fitzgerald

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ella Jane Fitzgerald (* 25. April 1917[1] in Newport News, Virginia; † 15. Juni 1996 in Beverly Hills, Kalifornien) war eine US-amerikanische Jazz-Sängerin.

Leben

Ella Fitzgerald wuchs in Yonkers in der Nähe von New York auf und war seit ihrem vierzehnten Lebensjahr als Vollwaise auf sich allein gestellt. Ihr Debüt als Sängerin gab sie mit siebzehn im legendären Apollo Theater in Harlem; das Apollo Theater veranstaltete regelmäßige Amateurwettbewerbe, von denen sie einen gewann. Ursprünglich wollte sie bei diesem Talentwettbewerb als Tänzerin antreten; als der Moment des Auftritts gekommen war, zitterten ihr jedoch vor Aufregung so die Beine, dass sie stattdessen ein Lied sang.[2]

Anfang 1935 traf Ella Fitzgerald erstmals den Bandleader und Schlagzeuger Chick Webb, der gerade auf der Suche nach einer Sängerin war, die neben dem Sänger Charles Linton auftreten sollte. Da Webb auf Grund ihres Aussehens und Auftretens skeptisch war, lud er sie ein, erst einmal bei einem Tanzabend an der Yale University zusammen mit seiner Band zu singen. Der Test überzeugte sowohl das Publikum als auch die Bandmitglieder.[3]

Fitzgerald wurde daraufhin 1935 von Chick Webb in seine Big Band engagiert. 1936 nahmen sie mit Love and Kisses eine erste Platte auf; 1938 hatten sie einen Nummer-eins-Hit: Das fröhliche A Tisket A Tasket – eigentlich ein Kinderlied – machte sie mit Chick Webb zum Star.[4][5] Ein weiterer Nummer-eins-Hit gelang ihr mit Into Each Life Some Rain Must Fall im Jahre 1944. Fitzgerald konnte sich sowohl in den Pop-, als auch in R&B- und Country-Charts der USA platzieren.

Als Chick Webb 1939 starb, übernahm sie zunächst die Band, die nun unter dem Namen Ella Fitzgerald and Her Famous Orchestra auftrat. Da Ella Fitzgerald aber keine Noten lesen konnte, taugte sie nicht als Bandleaderin. So begann sie 1941 ihre Solokarriere und entwickelte sich zu einer der größten Jazzsängerinnen. 1946 tourte sie mit Dizzy Gillespie und trat in der Jazz at the Philharmonic-Konzertreihe von Norman Granz auf, der sie auch in dem Musikfilm Improvisation (1950) mitwirken ließ. Nach einem Auftritt im Film Pete Kelly’s Blues 1955 ging sie zu Verve Records. Ihr Repertoire reichte von Swing über Bebop, Blues, Bossa Nova, Samba, Gospel und Hip-Hop bis zu verjazzten Weihnachtsliedern. Oft wurde sie die First Lady of Song genannt. Ihr Markenzeichen war eine Gesangsart, die sie mitentwickelte und der sie zu Weltruhm verhalf: der Scatgesang. Charakteristisch ist der jugendliche Charme ihrer Stimme und ihre bis heute unübertroffene Leichtigkeit der Phrasierung, welche es ihr erlaubte, mit einem beachtlichen Stimmumfang von drei Oktaven wie ein Jazz-Instrumentalist zu improvisieren.

Zu Fitzgeralds herausragenden Schallplatteneinspielungen zählen ihre Songbooks der wichtigsten amerikanischen Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, denen sie damit Denkmäler setzte und allen nachfolgenden Sängerinnen Lehrbücher für die perfekte Interpretation der jeweiligen Songs gab.

Im Folgenden eine Auflistung ihrer klassischen Songbooks für das Label Verve und die dazugehörigen Arrangeure:

Für andere Plattenfirmen nahm sie später ebenfalls Songbooks auf, unter anderem erneut mit Liedern der Gebrüder Gershwin sowie Cole Porter und Antônio Carlos Jobim. Kolleginnen wie Sarah Vaughan oder Dinah Washington folgtem ihrem Beispiel und nahmen ebenfalls Songbooks auf. Eine weitere bedeutende Einspielung Fitzgeralds gibt es von Gershwins Oper Porgy and Bess, die sie gemeinsam mit Louis Armstrong aufnahm. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Live-Einspielungen der Konzerte von Fitzgerald, die zeigen, dass es keinen Unterschied zwischen einem Studio- oder Livegig bei ihr gab. Die einzigen qualitativen Unterschiede bestehen bei der Aufnahmetechnik. Sie gewann insgesamt 13 Grammys und 1967 den Grammy Lifetime Achievement Award; 1987 wurde sie mit der National Medal of Arts ausgezeichnet.

Sie litt lange Jahre an Diabetes, der gegen Ende ihres Lebens zur Erblindung führte. Eine weitere Folge der Krankheit war die Amputation beider Unterschenkel im Jahre 1993. Drei Jahre später verstarb sie als eine der wichtigsten Jazzsängerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie liegt auf dem Inglewood Park Cemetery in Inglewood bei Los Angeles begraben.

2017 eröffnete zu ihrem 100. Geburtstag die Jubiläumsausstellung First Lady of Song: Ella Fitzgerald at 100 im National Museum of American History in Washington.[6] Auch das Grammy Museum widmete der Sängerin eine Ausstellung: Ella At 100: Celebrating the Artistry of Ella Fitzgerald.[7]

Privat

Fitzgerald war mindestens zweimal verheiratet. Ihre erste Ehe schloss sie 1939[8] – andere Quellen sprechen von 1941[9][10] – mit dem Hafenarbeiter Benjamin „Benny“ Kornegay, der ihr und ihrer Band als eine Art männlicher Groupie auf Schritt und Tritt folgte. Als sie nach kurzer Ehe von kriminellen Verwicklungen ihres Mannes erfuhr, ließ sie die Ehe annullieren. Ihr zweiter Ehemann war von 1946 bis 1952 – andere Quellen nennen wiederum abweichende Daten, wie z. B. 1947–1953 oder 10. Dezember 1947–1952 – der Bassist Ray Brown, mit dem sie ein Kind, Ray Brown jr., adoptierte. 1957 kursierten Berichte in der skandinavischen Presse, sie habe den jungen Norweger Thor Einar Larsen heimlich geheiratet.[11]

Diskografie (Auswahl)

  • 1938 – A-Tisket, A-Tasket (erster Single-Hiterfolg mit Chick Webb)
  • 1944 – I’m Making Believe (Nummer-eins-Hit mit The Ink Spots)
  • 1950 – Ella Sings Gershwin
  • 1954 – Lullabies of Birdland
  • 1954 – Songs in a Mellow Mood
  • 1955 – Songs from “Pete Kelly’s Blues”
  • 1955 – The First Lady Of Song (Decca)
  • 1956 – Sings the Cole Porter Songbook Vol. 1 und Vol. 2
  • 1956 – Ella and Louis
  • 1956 – Sings the Rodgers and Hart Songbook
  • 1957 – Ella and Louis Again
  • 1957 – Sings the Duke Ellington Songbook
  • 1957 – Ella Fitzgerald at the Opera House
  • 1957 – Like Someone in Love
  • 1957 – Porgy and Bess
  • 1958 – Ella Fitzgerald and Billie Holiday at Newport
  • 1958 – Ella Swings Lightly
  • 1958 – Ella Fitzgerald Sings the Irving Berlin Songbook
  • 1959 – Sings the George and Ira Gershwin Song Book
  • 1960 – Ella Fitzgerald sings Songs from the Soundtrack of Let No Man Write My Epitaph
  • 1960 – Ella in Berlin: Mack The Knife
  • 1960 – Hello, Love
  • 1960 – Ella Wishes You a Swinging Christmas
  • 1961 – Ella Fitzgerald Sings the Harold Arlen Songbook
  • 1961 – Clap Hands, Here Comes Charlie (Verve)
  • 1962 – Ella Swings brightly with Nelson
  • 1962 – Ella Swings gently with Nelson
  • 1963 – Ella Sings Broadway
  • 1963 – Ella Fitzgerald Sings the Jerome Kern Songbook
  • 1963 – On the Sunny Side of the Street – Ella and Basie
  • 1963 – These Are the Blues (Verve)
  • 1964 – Hello, Dolly! (Verve)
  • 1964 – Ella Fitzgerald Sings the Johnny Mercer Songbook
  • 1965 – Ella at Duke’s Place
  • 1965 – Ella in Hamburg (Verve)
  • 1967 – Whisper Not
  • 1967 – Brighten the Corner (Capitol Records)
  • 1967 – Ella Fitzgerald’s Christmas (Capitol Records)
  • 1968 – 30 by Ella (Capitol Records)
  • 1968 – Misty Blue (Capitol Records)
  • 1969 – Sunshine of Your Love (Capitol Records)
  • 1969 – Ella (Reprise Records)
  • 1970 – Things Ain’t What They Used to Be (And You Better Believe It) (Reprise Records)
  • 1971 – Ella A Nice (Pablo)
  • 1972 – Ella Loves Cole (Atlantic Records)
  • 1973 – Newport Jazz Festival: Live at Carnegie Hall (Columbia Records)
  • 1973 – Take Love Easy (Pablo)
  • 1974 – Fine And Mellow (Pablo)
  • 1974 – Ella in London (Pablo)
  • 1974 – Ella and Oscar (Pablo)
  • 1975 – At the Montreux Festival (Pablo)
  • 1977 – With The Tommy Flanagan Trio, Montreux '77 (Pablo)
  • 1978 – Dream Dancing
  • 1980 – Ella Abraça Jobim | Ella Fitzgerald Sings the Antonio Carlos Jobim Songbook
  • 1990 – All That Jazz
  • 2016 – Ella & Louis Christmas
  • 2017 – Someone to Watch Over Me (mit dem London Symphony Orchestra)

Sammlungen

Film und Fernsehen

Ihren wohl größten Filmauftritt hatte Fitzgerald 1955 in Jack Webbs Jazz-Film Pete Kelly’s Blues. Die Nebenrollen des Films waren mit Janet Leigh und der Sängerin Peggy Lee besetzt. Obwohl sie bereits zuvor eine kleine Rolle in einem Film hatte (Helden im Sattel, 1942), war sie darüber begeistert, dass Norman Granz ihr die Rolle anbot. Nach Pete Kelly’s Blues war sie nur noch in Cameo-Auftritten zu sehen. So zum Beispiel in St. Louis Blues (1958) mit Nat King Cole oder Let No Man Write My Epitaph (1960). Um einiges später, in den 1980er Jahren, spielte sie in dem Fernsehdrama The White Shadow.

In der Fernsehwerbung trat sie für Kentucky Fried Chicken und den Musikkassetten-Hersteller Memorex auf.

Filmografie

  • 1942: Helden im Sattel (Ride ’Em Cowboy)
  • 1950: Improvisation (Kurzfilm)
  • 1952: All Star Summer Revue (Fernsehserie, Folge 1.8)
  • 1955: Es geschah in einer Nacht (Pete Kelly’s Blues)
  • 1958: St. Louis Blues
  • 1960: Die Saat bricht auf (Let No Man Write My Epitaph)
  • 1966: All My Life (Kurzfilm)
  • 1980: The White Shadow (Fernsehserie, Folge A Day in the Life)

Rezeption

  • Die Version 2.1 „Ella“ der beliebten Blogsoftware Wordpress ist Ella Fitzgerald gewidmet.
  • Das Lied Ella, elle l’a von France Gall (im Jahre 1988 auf Platz 1 der deutschen Hitparade) ist eine Hommage an Ella Fitzgerald.
  • Ella Fitzgerald und andere berühmte Musiker wurden in dem Song Back in the Day von Christina Aguilera verewigt.
  • Into Each Life Some Rain Must Fall, das Ella Fitzgerald mit den Ink Spots aufnahm, wird im Videospiel Fallout 3 von der fiktiven Radiostation ‚Galaxy News Radio‘ gespielt.
  • Stone Cold Dead in the Market, das Ella Fitzgerald mit Louis Jordan aufnahm, wird im Videospiel L.A. Noire von der fiktiven Radiostation ‚KTI Radio‘ gespielt

Literatur

  • Rainer Nolden: Ella Fitzgerald: ihr Leben, ihre Musik, ihre Schallplatten. Oreos, Gauting 1986, ISBN 3-923657-15-3.
  • Stuart Nicholson: Ella – die Stimme des Jazz. Bertelsmann, München 1993, ISBN 3-570-02340-0.
  • Jim Haskins: Ella Fitzgerald – First Lady Of Jazz. Heyne, München 1994, ISBN 3-453-07545-5.
  • Leslie Gourse The Ella Fitzgerald Companion: Seven Decades of Commentary. Schirmer, New York 2000, ISBN 978-0-8256-7179-1.
  • Johannes Kunz: Ella Fitzgerald und ihre Zeit. LangenMüller, München 2016, ISBN 978-3-7844-3410-0.

Weblinks

 Commons: Ella Fitzgerald – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. In älteren Enzyklopädien wird 1918 angegeben. Das Geburtsjahr 1917 wird hier nach den Forschungen von Stuart Nicholson zu seiner Biographie Ella Fitzgerald- The First Lady of Jazz, Scribners 1993 verwendet.
  2. Auch einige andere Jazzsängerinnen wie Sarah Vaughan sind bei solchen Wettbewerben entdeckt worden.
  3. http://www.cosmopolis.ch/musik/d0213/ella_fitzgerald_d000213.htm
  4. Steve Hawtin u. a.: Songs from the Year 1938; The World’s Music Charts auf tsort.info; abgerufen am 15. Juni 2011
  5. Gary Giddins: Visions of Jazz: The First Century. Oxford University Press 200, ISBN 978-0-19-513241-0, S. 142 (eingeschränkte Online-Version in der Google-Buchsuche-USA)
  6. http://americanhistory.si.edu/ella-fitzgerald-100
  7. http://www.grammymuseum.org/exhibits/ellafitzgerald
  8. Fast Facts (Memento des Originals vom 28. März 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ellafitzgerald.com ellafitzgerald.com
  9. Ella Fitzgerald Biography imdb.com
  10. Ella Fitzgerald Biography biography.com
  11. Ella Fitzgerald, the Voice of Jazz, Dies at 79; Meldung in der New York Times vom 16. Juni 1996.
Diese Seite wurde zuletzt geändert am 01.07.2018 12:57:43

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