Luise Adolpha Le Beau

Luise Adolpha Le Beau

geboren am 25.4.1850 in Rastatt, Baden-Württemberg, Deutschland

gestorben am 17.7.1927 in Baden-Baden, Baden-Württemberg, Deutschland

Luise Adolpha Le Beau

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Luise Adolpha Le Beau (* 25. April 1850 in Rastatt; † 17. Juli 1927 in Baden-Baden) war eine deutsche Pianistin und Komponistin.

Leben

Luise Adolpha wurde in der Herrenstrasse 9 in Rastatt, damals Teil des Großherzogtums Baden, als einzige Tochter des Offiziers Wilhelm August Le Beau und seiner Frau Karoline, geb. Barack geboren. Nach dem Ausscheiden des Vaters als Generalmajor beim Badischen Heer begannen beide Eltern im Jahre 1856 der Tochter Allgemeinunterricht zu erteilen. Vom Vater, der ebenfalls Musiker war und komponierte, erhielt Luise ab dem 5. Lebensjahr Klavierunterricht. Ihre Allgemeinbildung schloss sie mit einem Examen an einem privaten Mädcheninstitut mit 16 Jahren ab und widmete sich fortan der Musik.

Nach ihrer Konfirmation Ostern 1865 nahm sie 1866 Klavierunterricht bei dem Hofkapellmeister Wilhelm Kalliwoda in Karlsruhe. Zudem bekam sie bei Anton Haizinger Gesangsstunden. Bereits ein Jahr später debütierte sie als Pianistin und spielte im Jahr 1868 das Es-Dur-Konzert von Beethoven sowie das g-Moll-Konzert von Mendelssohn-Bartholdy in Karlsruhe. 1870 machte sie die Bekanntschaft von Franz Lachner und Anton Rubinstein. Im Jahre 1873 bewarb sie sich um Klavierunterricht bei Clara Schumann in Baden-Baden, die sie einen Sommer lang unterrichtete. Ein Konzertengagement im Februar 1874 führte Luise durch fünf Städte Hollands. Die Tournee begann in Utrecht, darauf folgten Arnheim, Rotterdam, Den Haag und schließlich Amsterdam.

Zwischenzeitlich war die Familie Le Beau nach München umgezogen, da Luise ein Empfehlungsschreiben vom Pianisten und Dirigenten Hans von Bülow hatte, um bei Josef Gabriel Rheinberger als Schülerin angenommen zu werden. Ihr Lehrer für Kontrapunkt, Harmonie- und Formenlehre wurde Ernst Melchior Sachs (1843–1917). Zudem ging sie mit Franz Lachner viele ihrer Werke durch. 1876 wurde sie Privatschülerin von Joseph Rheinberger. Eine Konzerttournee mit der Sängerin Aglaja Orgeni und der Geigerin Bartha Haft führte sie im Jahr 1877 durch verschiedene bayerische Städte, wo sie mit eigenen Werken auftrat. Ab 1878 arbeitete Luise Adolpha Le Beau zudem als Kritikerin und schrieb Rezensionen für die Allgemeine deutsche Musikzeitung in Berlin.

Im selben Jahr gründete sie den „Privatmusikkurs für Musik und Theorie für Töchter gebildeter Stände“. Le Beau beschäftigte sich zusätzlich mit anderen Komponisten (Berlioz, Wagner, Chopin, Schumann) und nabelte sich immer mehr von Rheinberger ab, was letzten Endes zur Beendigung des Unterrichtsverhältnisses im Jahr 1880 führte. Im Sommer 1882 schrieb sie die Partitur des Chorwerkes op.27 Ruth – Biblische Szenen für Soli, Chor und Orchester. Der Verleger Christian Friedrich Kahnt aus Leipzig druckte dieses Chorwerk, das am 5. März 1883 in München uraufgeführt wurde.

Im selben Jahr traf sie Franz Liszt in Weimar und ihr op. 28 Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello wurde im Gewandhaus in Leipzig uraufgeführt. 1884 lernte sie die Schriftstellerin Luise Hitz kennen, von der sie einige Gedichte vertonte. Im selben Jahr trat sie eine Reise nach Salzburg und Wien an, wo sie die Bekanntschaft von Eduard Hanslick und Johannes Brahms machte. Außerdem wurde sie Mitglied des Mozarteums in Salzburg. In die Münchner Jahre bis 1885 fällt die größte Produktivität Le Beaus. So gewann sie beispielsweise den ersten Preis für ihre Cellosonate op. 17 bei einem Kompositionswettbewerb. 1885 zog die Familie nach Wiesbaden um. Auch hier wurden einige von Luises Werken aufgeführt. Neben dem Komponieren unterrichtete sie Musiktheorie und Gesang. Ein erneuter Umzug der Familie erfolgte im Jahre 1890 nach Berlin und Luise profitierte von den guten Studienmöglichkeiten in der Königlichen Bibliothek, der sie später ihre Werke zur Aufbewahrung anvertraute. Sie betätigte sich intensiver musikwissenschaftlicher Studien: Sie recherchierte nach kompositorischen Vorgängerinnen und veröffentlichte 1890 ihren Aufsatz „Componistinnen des vorigen Jahrhunderts“ mit besonderem Fokus auf die Haydn-Zeitgenossin Marianna von Martines. In Berlin kam sie in Kontakt mit Woldemar Bargiel, Joseph Joachim und Philipp Spitta.

Ein letztes Mal zog die Familie im Jahr 1893 um und ließ sich wieder in Baden-Baden nieder, wo am 19. November im selben Jahr op. 40 Hadumoth für Soli, Chor und Orchester uraufgeführt wurde. Im Laufe der nächsten Jahre entstanden mehrere Werke, darunter die Sinfonie op. 41 für großes Orchester, die 1895 in Baden-Baden uraufgeführt wurde. Ihr Vater Wilhelm verstarb 1896 an den Folgen eines Gehirnschlags und Luise lebte fortan mit ihrer pflegebedürftigen, fast blinden Mutter in Baden-Baden alleine. Im Sommer 1897 beendete Luise Adolpha Le Beau ihre Arbeit an der Partitur der sinfonischen Dichtung Hohenbaden, die am 25. Februar 1898 in einem Sinfoniekonzert in Baden-Baden uraufgeführt wurde. Ihre Mutter starb 1900.

Das letzte große Kammermusikwerk von Luise Adolpha Le Beau, das Streichquintett op. 54 für 2 Violinen, Viola und 2 Violoncelli wurde 1901 aufgeführt, jedoch nicht verlegt. Im Jahre 1902 entstand ihre einzige Oper, die Märchenoper Der verzauberte Kalif op. 55 (frei nach Wilhelm Hauff), die sie ihren Eltern widmete. Weitere Kompositionen (Klavierstücke, Lieder, Chöre von op. 56 bis op. 65a) folgten in den kommenden Jahren. Die Klaviermusik hat einen gewichtigen Anteil am kompositorischen Werk und zieht sich wie ein roter Faden durch das Schaffen der Komponistin und Pianistin: Fantasie-Stück op. 1/1, Concert-Etude op. 2, Original-Thema mit Variationen Opus 3, Sonate op. 8, Acht Präludien op. 12, Improvisata op. 30, Ballade op. 47, Drei alte Tänze op. 48, Trauermarsch op. 53, Drei Klavierstücke op. 57, Barcarole op. 59, Im Walde op. 63, Abendklänge op. 64.

Auf einer Romreise lernte sie 1902 den Sänger Alfredo de Giorgio kennen. Auch in den Jahren 1906–1910 weilte sie immer wieder in Italien. Im Jahre 1910 schrieb sie ihre Autobiografie Lebenserinnerungen einer Komponistin. Auch ihre letzten Jahre waren geprägt vom Reisen, Unterrichten, Komponieren und Konzertieren, sowie dem Schreiben von Musikkritiken für das Badener Badeblatt.

Am 17. Juli 1927 verstarb Luise Adolpha Le Beau im Alter von 77 Jahren in Baden-Baden. Sie wurde neben ihren Eltern auf dem Stadtfriedhof begraben. Zur Erinnerung an die Musikerin hat die Stadt Baden-Baden ihre Musikbücherei nach Luise Adolpha Le Beau benannt und am 23. Juli 2004 wurde eine Gedenktafel in der Lichtentaler Straße 46 angebracht.

Literatur

  • Stadt Baden-Baden – Kulturamt (Hrsg.): Luise Adolpha Le Beau: Eine Komponistin in Baden-Baden. Namos, Baden-Baden 2000, ISBN 978-3-7890-6913-0.
  • Madeleine Stucki (Hrsg.): Louise Adolpha Le Beau: Sämtliche Klavierwerke. 2 Bände. Mainz 2001
  • Ulrike B. Keil: Luise Adolpha Le Beau und ihre Zeit. Untersuchungen zu ihrem Kammermusikstil zwischen Traditionalismus und „Neudeutscher Schule“ (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 35, Band 50). Frankfurt am Main [u. a.] 1996.
  • Ulrike Brigitte Keil (Hrsg.): Luise Adolpha Le Beau – Lebenserinnerungen einer Komponistin. Gaggenau 1999, ISBN 3-00-004321-7. (pdf der Originalausgabe)
  • Eva Weissweiler: Komponistinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München : dtv, 1999 ISBN 3-423-30726-9

Weblinks

Commons: Luise Adolpha Le Beau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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